Sich vor Blicken anderer zu schützen, Räume wohnlicher zu machen und – bei geschickter Auswahl der Stoffe – sogar das Raumklima zu verändern, das gelingt mit Vorhängen. Vorhangschals und Gardinen wurden über Jahrhunderte weiterentwickelt. Die Stoffvielfalt reicht von der klassischen Naturfaser bis hin zu modernen Synthetikgeweben. Auch die Gewebe unterscheiden sich und tragen den verschiedensten Ansprüchen Rechnung. Damit aber nicht genug: Dank zeitgemäßer Verarbeitungstechniken stehen die unterschiedlichsten Färbe- und Drucktechniken für Vorhang Stoffe zur Verfügung.
Diese unterschiedlichen Gebrauchsmerkmale und Betrachtungsweisen hinterleuchten wir näher:
– Geschichtlich Interessantes zu Vorhängen
– Wissenswertes über die Herstellung
– Vorhänge – Druckverfahren und Deko-Elemente
– Vergleich Naturfaser und Synthetik
Heutzutage werden die Begriffe Gardine und Vorhang oft synonym verwendet. Mit Store bezeichnet man dagegen die meist luftigen Gebilde, die zwischen den beiden Dekoschals für Blickschutz sorgen.
Geschichtliche Entwicklung bei der Herstellung von Vorhangstoffen
Ein erster Schutz vor fremden Blicken, aber auch vor Zugluft und Witterungseinflüssen dürften wohl die Felle gewesen sein, die in der Steinzeit unseren Vorfahren am Eingang der Höhle dienten. Diese waren jedoch unhandlich und relativ schwer. Bereits im alten Ägypten wurde diese praktische Errungenschaft aufgenommen und zeitgemäß umgesetzt. Schlichte Vorhänge aus Naturfasern hielten Sonne und unerwünschte Einblicke fern. Auch im antiken Griechenland und dem Rom zu Zeiten Caesars und Neros wurden Vorhänge geschätzt. Wer es sich leisten konnte, trug seinen Reichtum durch die Pracht der Vorhänge zur Schau. Waren es in Ägypten (Bild 1) großflächige Lotusmuster, die zur Zier dienten, so überwiegten bei wohlhabenden Römern breite Bordüren, die teils fransenbesetzt waren. Bei den Griechen schlossen aufwändige geografische Muster die Vorhänge ab.
Aus diesen Bordüren und Mustern entwickelten sich die ersten Schabracken, die üppig gefaltet waren. Die Muster rückten immer mehr in den Vordergrund, großflächige florale Designs wurden zunehmend beliebter. Wieder schlichter gaben sich Vorhangstoffe in der Gotik. Sie waren überwiegend in Rot und Blau gehalten, Lilien, Wappen und heraldische Symbole zeigten an, zu wem sich die Bewohner zugehörig fühlten. In der Renaissance erlebten die Schabracken ihre Wiedergeburt. Je nach Verwendungszweck wurde nun deutlicher in der Gewebeart variiert. Dicke, schwere Stoffe dienten als Wärmepuffer, leichtere Gewebe wie Seidenbahnen grenzten Blicke und Wohnbereiche ab. Seide war es auch, die an Beliebtheit zu Zeiten des Rokokos noch gewann.

Mit dem Klassizismus traten wieder strenge Linien in den Vordergrund. Die Stoffe wurden an sorgfältig gestalteten Schienen und Stangen befestigt. Gefaltet, gerüscht, verziert – diese verspielten Elemente fanden in der Romantik, im Barock und Biedermeier sowie im Jugendstil ihre Anhänger. Jetzt kamen die ersten Scheibengardinen in Mode. In Cafés waren kunstvolle Gardinen, die nur den unteren Teil der Fensterscheiben bedeckten, en vogue. Op Art, die optische Kunst, machte in der Neuzeit aus Vorhängen ein unverzichtbares Dekorationselement. Dazu kamen nun neue Verarbeitungs- und Veredelungstechniken, die eine schier unendliche Vielfalt an Vorhängen und Gardinen auf den Markt brachten. Neuester Trend sind bei der Stoffherstellung hochmoderne Technologien, die der Tages- und Jahreszeit durch Aspekte wie Farbveränderungen Rechnung tragen.

Weben, Klöppeln, Knoten,
Mit der Zeit, Mode und den handwerklich-technischen Möglichkeiten, aber auch mit den Ansprüchen an den Verwendungszweck, änderten sich Herstellungsverfahren für Vorhang Stoffe.
Der gewebte Vorhang
Webstühle und Webrahmen gab es nachweislich bereits in der Jungsteinzeit. Gewebte Stoffe dürften somit das Vorhangsmaterial gewesen sein, das nach den Fellen seinen Einzug in den Wohnbereich fand. Beim Weben werden Kett- und Schussfäden miteinander verbunden. Diese Methode lässt viel Freiheit zu, wenn es um die Dichte und Stärke des herzustellenden Stoffes geht. Farbspiele und Muster können durch die Auswahl der Fäden bereits beim Weben entstehen. Gewebter Stoff lässt sich einfach verarbeiten, er ist in guter Qualität formfest.

Klöppelware – von der Handarbeit zum industriellen Klöppeln
Durch Klöppeln entstehen mehr oder weniger filigrane Spitzenstoffe. Dabei wird das zu verarbeitende Garn auf die Klöppel – früher Spindeln aus Holz, jetzt mit Klöppelmaschinen – gewickelt. Durch das geschickte, unterschiedliche Benutzen der einzelnen Klöppel lassen sich wunderbare Muster herstellen. Ob die geklöppelten Vorhänge luftig oder nur an verschiedenen Stellen Licht und Blicke durchlassen sollen, ist mit dieser Technik frei wählbar.


Knotentechnik – der dekorative Abschluss
Mit Fäden, Kordeln und Schnüren ganze Vorhänge zu knoten, dürfte sich eher für kleinere Maße eignen. Scheibengardinen oder Türvorhänge sind für geknotete Textilien beliebte Verwendungszwecke. Unverzichtbar ist die Knotentechnik jedoch, wenn es um die Verzierung von Bordüren, Schabracken und Abschlüssen geht. Hier werden Fäden oder bereits gedrehte Kordeln kunstvoll und sauber verknotet und erfüllen einen doppelten Zweck. Sie sind dekoratives (Abschluss)Element und praktisch beispielsweise beim Zurückbinden und Zuziehen der Vorhänge.
Gewirkte Ware für Store und Gardinen
Gewirkten Stoff kennen wir heutzutage vor allem von Shirts. Wer aber genau hinsieht, entdeckt ihn ebenso bei Vorhängen. Die Dehnbarkeit, die durch die Maschentechnik entsteht, sorgt für einen schönen und weichen Fall der Textilien. Wichtig ist bei gewirkten Stoffen, dass sie bereits in Hinblick auf das Endmaß gefertigt werden. Sie lassen sich nicht so leicht wie Gewebe verarbeiten und anpassen.

Beflocken, Besticken, Bedrucken, Applizieren und Ausbrennen
Modere Herstellungs- und Veredelungsverfahren tragen den wachsenden Ansprüchen der Käufer Rechnung. Wer für seinen persönlichen Stil individuelle, ja vielleicht auch auffällige Stoffe schätzt, findet dank vielfältiger Verarbeitungsmethoden das Gewünschte.
Moderne Techniken sind
– Beflocken – Hier werden Fasern auf das Gewebe mittels Klebstoff aufgebracht
– Besticken – Mit Garnen oder Fäden aus Metall und Edelmetall werden Muster erzeugt
– Bedrucken – Beidseitiger Druck, Motivdruck – nachträglich werden vielfältig Farben und Muster aufgebracht
– Applizieren – Applikate sind unterschiedliche große Stoffe, die auf dem Grundstoff vernäht werden
– Beim Ausbrennen werden durch Chemikalien transparente Muster auf dichtem und dicken Grund erzeugt


Vor- und Nachteile von Naturfasern und Chemiefasern
Naturfasern wie Baumwolle, Seide und Leinen sind nach wie vor beliebte Materialien zur Herstellung von Vorhangstoffen. Sie überzeugen durch die wohnliche, natürliche Atmosphäre und tragen all denjenigen Rechnung, denen erneuerbare Rohstoffe wichtig sind. Ganz ohne Chemie geht es aber nicht ab, wenn Seiden, Baumwollstoffe und vor allem Leinen pflegeleicht werden sollen. Fehlt diese Veredlung, können Textilien aus Naturfasern einlaufen und sie müssen gebügelt werden. Naturfasern sind zudem leicht entflammbar.
Chemiefasern haben auf der Beliebtheitsskale bei Stores und Gardinen Baumwolle und Co. längst den Rang abgelaufen. Sie sind farbecht, pflegeleicht und lassen sich in fast unendlichen Variationen herstellen. Federleichte Gewebe wie Voile, Organza oder Georgette sind beliebtes Material für zarte Stores. Feste, schwere Stoffe, oft doppelt gewebt oder mit einer Zwischenschicht versehen, die lichtundurchlässig ist, bieten für die Fensterschals eine nahezu grenzenlose Auswahl. Moderne Synthetik-Stoffe können aber noch mehr: Schwer entflammbare Fasern tragen zur Sicherheit im Haushalt und Firmengebäuden bei. Gerade bei Letzteren müssen oft Normen eingehalten werden, wie etwa die Baustoffklasse DIN4102 in Sachen Brandverhalten. Diesen hohen Anspruch erfüllen Fasern wie Trevira CS.